Es war ein gut gemeintes Format: Verantwortungsträger sollten sich in lockerer Atmosphäre begegnen, austauschen, vernetzen. Offenes Gespräch, Impulse aus der Praxis. Ich wurde eingeladen, die Veranstaltung zu moderieren. Kein Problem – dachte ich. Ich bin es gewohnt, Räume zu halten, in denen Menschen sich zeigen, zuhören, Neues entdecken.
Doch schon die Vorbereitung ließ aufhorchen: Aus einem offenen Dialogformat wurde eine verdichtete Business-Veranstaltung. Entscheidungen zur Struktur traf der Gastgeber allein – und spät. Absprachen? Kaum. Offenheit für den Co-Creation-Prozess? Fehlanzeige.
Ich spürte einen inneren Riss:
Soll ich die Veranstaltung dennoch begleiten – und meine Qualität verleugnen?
Oder mit klarem Rückgrat zeigen, wofür ich stehe – und was ich nicht (mehr) mittrage?
Was ich in solchen Momenten nutze, ist das, was ich über Jahrzehnte gelernt habe:
Zwischen den Zeilen lesen. Muster erkennen. Und aus dem inneren Raum heraus entscheiden – nicht aus verletztem Ego oder dem Wunsch zu gefallen.
Ich sagte ab. Nicht trotzig, nicht laut. Klar, freundlich, entschieden. Und ich erklärte warum.
Diese Szene steht exemplarisch für das, was meine Arbeit als Grenzgänger ausmacht:
Ich bewege mich zwischen den Linien, den Kulturen, den Denk- und Systemgrenzen. Und manchmal bedeutet das: einen Raum nicht zu betreten, weil er nicht der richtige ist
– für die Menschen, für die Idee, für die Zukunft, für mich.
Ein paar Tage später erlebte ich das Gegenteil:
Ein Verband lud mich zu einem Gespräch mit einer potenziellen Kunden ein. Wir verhandelten ein Seminarangebot – erst etwas ruckelig, dann immer flüssiger. Die Gesprächspartnerin hörte zu, dachte mit, fragte klug nach. Ein echtes Miteinander. Und plötzlich war da: Resonanz.
Die Klarheit, die mir zuvor wie ein Störfaktor begegnet war, wurde hier zur Brücke. Es entstand etwas Neues. Und ich merkte: Genau dafür bin ich da.
Fazit: Klarheit wirkt. Auch wenn sie unbequem ist.
Grenzgänger sein heißt nicht, immer dazuzugehören. Es heißt, Räume zu schaffen – und manchmal auch zu verlassen.
Wenn du jemanden suchst, der zwischen Zeilen liest, Spannungsfelder erkennbar macht und Entwicklungen möglich macht, die zuvor nicht denkbar waren:
Lass uns sprechen.